Unser Glaube

Zum Gedenken unseres Vaters unter den Heiligen Johannes Chrysostomos, des Erzbischofs von Konstantinopel

Gedenktag

13. November

Der heilige Johannes, seit dem 6. Jahrhundert Chrysostomos (griechisch Goldmund) genannt, wurde zwischen 344 und 354 in Antiochien als Sohn einer vornehmen Familie geboren und von seiner frommen Mutter Anthusa, die mit 20 Jahren Witwe geworden war, erzogen. Seine Lehrer waren der Philosoph Andragathius und der berühmte Rhetor Libanius. Wie andere große Kirchenväter des 4. Jahrhunderts empfing auch der heilige Johannes die Taufe erst als Erwachsener im Jahre 372. Zunächst führte er im Hause seiner Mutter ein asketisches Leben, dann weilte er vier Jahre lang unter der Leitung eines alten Eremiten und zwei Jahre lang allein als Mönch in den Bergen bei Antiochien. Schon seit seiner Taufe empfing er zusammen mit Theodor (später Bischof von Mopsuestia) durch Diodor (später Bischof von Tarsus) theologischen Unterricht. Seine geschwächte Gesundheit zwang ihn zur Rückkehr in die Stadt, wo er im Jahre 381 Diakon und 386 Presbyter wurde. Bis 397 wirkte er als Prediger an der Hauptkirche von Antiochien. Hier hielt er seine besten exegetischen Homilien und begründete seinen Ruf als Prediger. Seine Beredsamkeit zeigte sich besonders in den 21 Homilien, die er 387 anlässlich eines wegen Steuererhöhung entstandenen Aufruhrs hielt, bei dem die kaiserlichen Bildsaulen umgestürzt wurden (Säulenhomilien). In der letzten Predigt am Osterfest konnte Johannes mitteilen, dass Bischof Flavian in Konstantinopel vom Kaiser für die Stadt volle Amnestie erwirkt habe. Im Jahre 397 wurde Johannes auf Befehl des Kaisers Arkadius durch eine List nach Konstantinopel entführt und trotz seines Sträubens zum Nachfolger des verstorbenen Patriarchen Nektarius bestimmt; Theophilus von Alexandrien musste ihn zum Bischof ordinieren (26. 2. 398). In Konstantinopel lebte der heilige Johannes sehr einfach und tat viel für die Armen und Kranken. Er versuchte allerlei kirchliche Missstände abzustellen; u. a. lies er auf einer Synode in Ephesus mehrere Bischöfe absetzen, die durch Bestechung in ihr Amt gelangt waren. Durch die politischen Wirren und Intrigen, die dem Sturz des mächtigen Ministers Eutropius (399) folgten, zog er sich auch den Hass der Kaiserin Eudoxia zu. Seine Hauptgegner wurden die Bischöfe Severian von Gabala, Akacius von Beroa, Antiochus von Ptolemais, vor allem aber der machtlüsterne Theophilus von Alexandrien, der die frühere Vormachtstellung seiner Kirche im Osten retten wollte, die seit 381 durch den Bischof der Kaiserstadt gefährdet erschien. Als sich Theophilus wegen verschiedener von den Mönchen der nitrischen Wüste erhobener Anklagen in Konstantinopel verantworten sollte (402), gab er dem heiligen Johannes die Schuld und holte zum Gegenschlag aus. Im August 403 hielt er auf der von 36 Bischöfen besuchten Eichensynode – so benannt nach einem Landgut bei Chalkedon – über den heiligen Johannes Gericht und lies ihn wegen seiner dreimaligen Weigerung zu erscheinen, absetzen: Der heilige Johannes wurde vom Kaiser verbannt. Da ein Unfall im Palast die Kaiserin in Schrecken versetzt hatte, wurde der heilige Johannes schon am nächsten Tage zurück gerufen. Nach zwei Monaten fühlte sich die Kaiserin durch eine Predigt des heiligen Johannes beleidigt, so dass seine Gegner von neuem gegen ihn tätig werden konnten. Mit Waffengewalt wurde in der Osternacht die Taufe verhindert und gegen den heiligen Johannes ein Mordanschlag versucht. Es misslang zwar der Versuch, den heiligen Johannes durch eine neue Synode absetzen zu lassen, aber die bischöflichen Gegner erwirkten vom Kaiser erneut ein Verbannungsdekret, dem der heilige Johannes alsbald folgte (09. 06. 404), um Ruhestörungen zu vermeiden. Der erste Verbannungsort war Kukusus in Armenien; als der heilige Johannes drei Jahre später nach dem fernen Pityus am Ostufer des Schwarzen Meeres gebracht werden sollte, starb er(14. 09. 407) auf dem Wege in Komana in Pontus. Kaiser Theodosius II., der Sohn der Eudoxia, lies die Gebeine des Heiligen am 27.1.438 in der Apostelkirche zu Konstantinopel feierlich beisetzen.

Der schriftliche Nachlass des heiligen Johannes Chrystostomus ist umfangreicher als der aller anderen christlichen Schriftsteller des Ostens, soweit ihre Werke erhalten sind. Im Westen ist ihm nur der selige Augustinus vergleichbar. Inhaltlich bieten die Schriften des heiligen Johannes Chrysotomus nicht nur dem Theologen, sondern auch dem Kulturhistoriker reichliches Material. Der heilige Johannes war vor allem Prediger und praktischer Seelsorger; er ist der bedeutendste Homilet der orthodoxen Kirche. Der größte Teil der Schriften besteht daher aus Predigten (Homilien) und anderen Reden, die häufig von Stenographen aufgezeichnet und danach veröffentlicht wurden. Die Predigten, die oft zwei Stunden dauerten, haben die griechischen Zuhörer infolge ihrer rednerisch wirksamen Darbietung nicht ermüdet. Sie erschienen ihnen meisterhaft belebt durch Bilder und Gleichnisse, Anknüpfungen an Zeitumstande und interessante Erläuterungen.

Die Handreliquie unseres Vaters unter den Heiligen Johannes Chrysostomos aus dem Dom zu Regensburg

Die Reliquie der rechten Hand des heiligen Johannes Chrystostomos erhielt der Regensburger Fürstbischof und spätere Kardinal Wilhelm von Wartenberg im Jahr 1652 von Abt Jakob Torwert aus dem Kloster Iburg bei Osnabrück. Der Erbe und Neffe des Kardinals, der spätere Weihbischof Albert Ernst Graf von Wartenberg (1687-1715), vermachte sie dem Regensburger Domschatz. Seitdem wurde die Reliquie im Regensburger Domschatz aufbewahrt, zuletzt auf der Empore der Stankt Ulrichskirche. Die Orthodoxen Christen in Deutschland haben immer bedauert, dass der kostbaren Reliquie des großen Heiligen nicht mehr Verehrung zuteil wird. Deshalb wurde ein bevorzugter Platz an der Nordwand des Chores ausgewählt, wo die heilige Reliquie seit September 2002 zur Verehrung der Gläubigen aufgestellt ist. 1878 stiftete Bischof Ignatius von Senestrey das neue Ostensorium, eine Umhüllung in Form eines Ziboriums, in das die Hand eingelassen wurde. Das Reliquar wurde vom Goldschmied Xaver Fröhlich angefertigt. Der Lateinische Text, der um die Trägerplatte herumläuft, lautet in deutscher Übersetzung:

"Bitte für uns den Sohn Gottes, seliger Johannes Chrysostomos, bester Lehrer, Licht der Kirche und Liebhaber des göttlichen Gesetzes."

Im Jahre 2008 wurden seitens eines Besuchers des Regensburger Doms Zweifel an der Echtheit der Reliquie geäußert. Der Münchner Anthropologe Dr. Olav Röhrer-Ertl hat daraufhin im Auftrag des Regenburger Domkapitels die Reliquie untersucht. Demnach gibt es für die aufgebrachten Zweifel keine Begründung. Wie die bischöfliche Pressestelle des Bistums Regensburg mitteilte, kam Dr. Röhrer-Ertl zu dem Ergebnis, dass „aus anthropologischer Sicht kein Grund vorliege, an der Zuordnung der Regensburger Handreliquie zum heiligen Johannes Chrysostomos zu zweifeln." Wenn dies von anderer Seite behauptet worden sei, so der Experte, blieben die Gründe dafür zweifelhaft. Der Experte stellte fest, dass es sich um eine rechte Menschenhand von einer natürlichen Trockenmumie handle. Die Daten sprächen für einen Mann, "der geistig und/oder geistlich gearbeitet hat und bis zum Tode voll gesund blieb", so sein Gutachten. Es sei die "sehr schlanke Hand eines Mannes, der nie von körperlicher Arbeit gelebt hat". Die Person sei im Alter zwischen 40 und 60 Jahren gestorben. Ein Transport im Zuge des Reliquienstroms im Mittelalter von Ost nach West könne als wahrscheinlich gelten.

Auf Wunsch der orthodoxen Christen wurde das Reliquiar am 13. September 2002, dem Festtag des heiligen Johannes Chrysostomos, unter der Leitung des damaligen Weihbischofs Vinzenz Guggenberger in den Hauptchor des Regensburger Doms überführt. Seit dieser Zeit kann die Reliquie von den Gläubigen im Dom gesehen und verehrt werden. Nach der Tradition hat der Heilige mit seiner rechten Hand die in der Orthodoxie am häufigsten gefeierte Chrysostomosliturgie geschrieben.

Ich habe kein Feuer in meiner Rechten,
sondern eine Lehre, die stärker ist als Feuer,
die nicht eine Brandwunde verursacht,
sondern die Gewohnheit des Bösen ausrottet
und statt Schmerzen viel Freude dem gewährt,
der sich vom Übel befreien lässt.

(Der heilige Johannes Chrysostomos)

Das Leben unseres Vaters unter den Heiligen Johannes Chrysostomos

Der heilige Johannes Chrystostomos wurde in einer wohlhabenden Familie geboren. Sein Vater war früh gestorben, dennoch sorgte seine Mutter Anthusa für eine gediegene Ausbildung, auch im christlichen Glaubensleben. Er studierte Redekunst bei dem griechischen Rhetoriker Libanius und begann eine Laufbahn als Anwalt. 367 wurde er getauft, anschließend studierte er an der berühmten theologischen Schule von Antiochia vor allem Bibelauslegung. Seine Vorbilder wurden Flavian und Diodorus, dessen Asketenschule sich Johannes anschließt. Ab 372 lebte er für sechs Jahre als Mönch und Einsiedler ein asketisches Lebens in der Einsamkeit. Während dieser Zeit lernte er das Alte und das Neue Testament auswendig. Als er durch seine strenge Askese erkrankte, kehrte er 378 nach Antiochia zurück, wo er 381 von Meletios zum Diakon und 386 von Meletios' Nachfolger, Bischof Flavian I., zum Priester geweiht wurde.

Berühmt wurde Johannes durch sein Redetalent. Er wirkte als begnadeter Prediger an der Patriarchalkirche von Antiochia. Sein Ernst und die lebensnahe Art zu predigen brachten ihm den Ruf ein, einer der größten Redner der frühen Kirchengeschichte zu sein; daher sein Beiname Chrysostomos (griechisch: Ἰωάννης ὁ Χρυσόστομος Johannes der Goldmund). Predigen macht mich gesund, schrieb er selbst. Seine Predigten sind vor allem exegetische Homilien über alt- und neutestamentliche Texte mit Auslegung auf die Lebenspraxis der Menschen - darunter 90 Homilien zum Matthäusevangelium, 88 zum Johannesevangelium, 55 über die Apostelgeschichte, dazu viele zu den Briefen des Paulus, allein 32 über den Römerbrief. Überliefert sind auch 21 Säulenreden, die Johannes 387 zur Beruhigung nach einem Aufstand wegen einer Steuererhöhung in Antiochia hielt, und acht Predigten aus dem Jahr 386 gegen jene Christen, die sich von jüdischen Festen und Bräuchen beeindruckt zeigten. Diese wurden später auch für antisemitische Polemiken missbraucht. Insgesamt sind über 700 sicher von ihm stammende Predigten überliefert. Der heilige Johannes verstand seine Predigten als Lebenshilfe, ganz an der Bibel orientiert. Seine Ethik ist nicht moralisierend, sondern diakonisch motiviert. Die Diakonie war ihm das glaubwürdigste Zeichen der Christengemeinde. Die Fülle an Beispielen, Bildern und Anspielungen zu aktuellen Fragen begeisterte die Leute, die oft spontan applaudierten.

Der heilige Johannes Chrysostomos verfasste in dieser Zeit auch verschiedene Abhandlungen, vor allem über das Mönchtum. In seiner Reformschrift Über das Priestertum zeichnete der heilige Johannes das ideale Bild des orthodoxen Priesters, das jahrhundertlang bis in unsere Zeit fortwirkte. Über die Jungfräulichkeit und An eine junge Witwe zeigen sein seelsorgerliches Wirken, Über Hoffahrt und Kindererziehung sein pädagogisches Talent. Der heilige Johannes Chrysostomos schrieb auch einige wenige theologischen Lehrschriften; nachdem die Kontroversen über die Dreieinheit auf dem 1. Konzil von Konstantinopel 381 beigelegt wurden. Das Augenmerk der Schriften des heiligen Johannes Chrysostomos ist vor allem auf die Seelsorge und den Gemeindeaufbau gerichtet und bis heute in diesen Fragen höchst aktuell geblieben.

Im Jahr 397 wurde der heilige Johannes ob seiner Berühmtheit vom Kaiser des Oströmischen Reiches, Flavius Arcadius nach Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - entführt und 398 durch Patriarch Theophilos von Alexandria - seinen ärgsten Rivalen - , zum Patriarchen von Konstantinopel geweiht. Er rief alle Christen, die Kleriker, Mönche und Laienchristen, zu untadeliger Lebensführung und einem maßvollem Lebensstil auf. Er gründete Hospize für Arme, Fremde und Kranke, unterstützte die verarmte Bevölkerung, sorgte für Seelsorge unter den Soldaten und betätigte sich mit seinem Redetalent in der Mission. 400 erwirkte er die Ablösung von acht Bischöfen, die sich der Simonie schuldig gemacht hatten.

Die Kritik des heiligen Johannes Chrysostomos am Luxusleben der Reichen und am kaiserlichen Hof brachte ihn in Konflikt mit der Kaiserin Eudoxia. Als er im Jahr 402 Mönche, die als Anhänger von Origines aus Ägypten vertrieben worden waren, in Konstantinopel aufnahm, sah Patriarch Theophilos von Alexandria einen Vorwand, der ihm den Sturz des heiligen Johannes Chrysostomos ermöglichte. Auf der sogenannten Eichensynode in Chalkedon - heute der Stadtteil Kadiköy in Ístanbul - im Jahr 403 wurde der heilige Johannes in Abwesenheit verurteilt, abgesetzt und schließlich 404 vom Kaiser in die Verbannung nach Kukusus im damaligen Armenien - dem heutigen Göksun in der Türkei - geschickt.

Nachdem die Kaiserin eine Fehlgeburt erlitten hatte, wurde der heilige Johannes zurückgerufen. Nach ihrer Genesung schickte sie Johannes aber bald schon wieder in die Verbannung, diesmal weit weg in die Einsamkeit des Taurusgebirges, nach Pityus in Kolchis - dem heutigen Sochumi in Georgien, um die Verbindung mit seinen Anhängern in Konstantinopel endgültig zu unterbinden. Hier versuchte er die benachbarten Perser zum Christentum zu bekehren, bis er den Strapazen der Reise erlag.

Die letzten Worte des geplagten und verfolgten Mannes lauteten: „Verherrlicht sei Gott für alles. Amen!“

Um 408 verfasste Bischof Palladius zur Verteidigung seines verstorbenen Freundes den Dialog zur Lebensgeschichte des Heiligen Johannes Chrysostomos. Der rhomäische Kaiser Theodosius II. ließ im Jahr 438 den Leichnam des Heiligen nach Konstantinopel zurückholen und ihn feierlich beisetzen. Während des 4. Kreuzzuges wurden nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1204 die heiligen Reliquien nach Rom gebracht. Sie ruhten dann in der Chorkapelle des Petersdoms, bis Papst Johannes Paul II. sie im Jahr 2004 dem orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel zurückgab.

Johannes verstand es, die Theologie seiner Zeit verständlich auszudrücken, als Seelsorger wollte er damit zur christlichen Vollkommenheit führen. Sie ist für ihn bestimmt von Glaube und Liebe nach dem Vorbild Christi, der Glaubende zeigt seine Liebe zu ihm, indem er sich in Fürsorge für seine Mitmenschen müht; die Gesellschaft müsse nach der Botschaft Christi geordnet sein. Sein Dialog Über das Priestertum zeigt die Größe und Verantwortung des priesterlichen Dienstes auf, die Unterweisung Über Hoffart und Kindererziehung gibt pädagogische Ratschläge; andere Schriften wie Gegen die Widersacher des Mönchslebens verteidigen und fördern das asketische Leben, so die Werke Von der Jungfräulichkeit und An die jungen Witwen. Aus der Verbannungszeit sind mehr als 200 Briefe erhalten, die die Strapazen, die inneren Kämpfe und die Einsamkeit des heiligen Johannes Chrysostomos aufzeigen, aber auch seine ungebrochenen missionarischen Eifer belegen. Darunter sind auch 17 tröstende Briefe an die vornehme Witwe und Diakonissin Olympia. Sie sind ein besonderes Beispiel der klugen Seelsorge.


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