Unser Glaube

Die Trauung (Krönung)

Ehe im Verständnis der orthodoxen Kirche
In der Orthodoxen Kirche ist für das in den westlichen Kirchen gebräuchliche Wort „Sakrament“ das griechische Wort "Mysterion" gebräuchlich, um das Geheimnis der Vermittlung der unerschaffenen Gnade Gottes zum Ausdruck zu bringen.

So ist die Ehe, die Vereinigung des Mannes und der Frau ein Geheimnis, das nach dem Apostel Paulus auf das Geheimnis der Vereinigung Christi mit der Kirche zurückzuführen ist: "Dies Geheimnis ist groß: ich deute es aber auf Christus und die Kirche."

Die Liebe des Christus für die Kirche ist das Vorbild für die Liebe von Mann und Frau.

Die Vereinigung, die durch die Trauung vollzogen wird, darf nicht als eine formelle Handlung der Kirche verstanden werden. Wie in allen Fällen empfängt der Mensch auch hier die Gnade Gottes nicht passiv. sondern er nimmt aktiv daran teil. Es ist charakteristisch. daß jede totale Hingabe des Menschen mit einem Sakrament der Kirche verbunden ist. So ist zum Beispiel die Hingabe des Menschen an Christus mit der Taufe, sein Verbleiben als Glied des Leibes Christi mit der Eucharistie und seine Entscheidung zum Dienst in der Kirche als Geistlicher mit der Weihe verbunden. So beinhaltet auch die Eheschließung, die von Anfang an mit der Eucharistie verbunden war, nicht nur den Segen zum Miteinander von Mann und Frau, sondern ordnet sie auch ein in ein Leben in Christus. Die Eheschließung begründet das gegenseitige und freiwillige Opfer zweier Menschen. So finden die zerbrechlichen menschlichen Gefühle, die Mann und Frau verbinden, eine feste Grundlage und Orientierung.

Indem sich der Mensch seinem Partner schenkt und diesen mit all seinen Schwächen akzeptiert, nimmt er "ein Kreuz auf sich". Aus diesem Grund verbindet die orthodoxe Kirche im Gottesdienst bei der Eheschließung das Sakrament mit einem Hinweis auf das Martyrium. Darauf weisen das Lied: "Heilige Märtyrer, die ihr herrlich gerungen habt und gekrönt seid ... ", wie auch die Benutzung von Kronen bzw. Kränzen hin.

Die Ehe setzt eine gegenseitige Hingabe und Hilfe in Liebe voraus. Wenn sich die Ehepartner nicht einander öffnen. hat die Gemeinschaft in der Ehe keinen Bestand. Die Ehe beruht wie jede andere wahre gemeinschaftliche Beziehung auf einem Heraustreten des Menschen aus sich, durch das die Liebe ermöglicht wird. Die Ehe ist ein partnerschaftliches Geben und Nehmen. Da sich die Gefühle verändern können, Verliebtsein sich abnutzt, sich Vorteile des einen zu Nachteilen des anderen wandeln können, braucht die Liebe in der Ehe eine Grundlage. die nicht der Veränderung der Zeit unterliegt. d.h. in eine auf Gott bezogene Dimension gestellt wird.
Nur unter diesem Gesichtspunkt kann die Ehe als eine unauflösliche Gemeinschaft gesehen werden.

Bekanntlich erlaubte das Alte Testament die Ehescheidung. Dies aber war, wie Christus bestätigt. nur ein Zugeständnis an die Herzenshärte des Menschen. (Mt 19.8) Da Christus die Eheschließung auf Gott selbst zurückführte, untersagt er ausdrücklich die Auflösung der Ehe. "Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden." (Mt 19.6: vgl. Mk 10.9) Der Apostel Paulus schreibt auch, indem er sich auf das Gebot des Herrn beruft: "Den Verheirateten aber gebiete nicht ich. sondern der Herr. daß die Frau sich nicht von ihrem Manne scheiden soll - hat sie sich aber geschieden, soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen - und daß der Mann sein Frau nicht verstoßen soll." (1. Kor 7,10.11) Die Erhaltung der Ehe ist Gottes Wille, ihre Auflösung durch menschliches Verschulden ist ein schweres Vergehen.

Das Neue Testament kennt nur in zwei Fällen die Auflösung der Ehe, nämlich bei Tod und Ehebruch. (Vgl. 1. Kor 7.39.40: Mt 5.32:19.9) Aber auch der Ehebruch bedingt nicht zwingend die Auflösung der Ehe: sie ist nur zulässig, weil es sich in der Tat um eine schwere Sünde handelt. die die Grundlage der Ehe zerstört.

Bei Tod und Ehebruch gestattet die orthodoxe Kirche eine zweite Eheschließung: aber auch eine dritte Ehe wird geduldet. Bei Basilius dem Großen steht im fünfzigsten Kanon über die dritte Ehe folgendes: "Es gibt kein Gesetz für eine dritte Ehe: also eine dritte Ehe wird dem Gesetz nach nicht vollzogen. Denn dies betrachten wir als Schande für die Kirche. Wir verurteilen dies aber nicht öffentlich. da sie der offenen Prostitution vorzuziehen ist."
Aus: Galitits, Georg; Mantzaridis, Georg; Wiertz, Paul: Glaubens aus dem Herzen. Eine Einführung in die Orthodoxie. München, 2.Aufl. 1988. (SS. 157ff.)

Der Aufbau des Gottesdienstes der Krönung

Der Traugottesdienst der orthodoxen Kirche besteht aus zwei Teilen, der „Verlobung“ und der eigentlichen Hochzeit, auch „Krönung“ genannt. Beide Teile werden in der Regel direkt nacheinander vollzogen.
Die Verlobungsfeier besteht aus Fürbitten, Ringwechsel und dem Segensgebet des Priesters.
Der Ablauf der Trauung umfasst Psalm 127 (128), Fürbitten, die Segensgebete des Priesters, die Krönung, das Ineinanderlegen der Hände, die Lesung von Eph 5,20–33 und Joh 2,1–11, denen weitere Fürbitten, Gebete und das Vaterunser folgen. Den Brautleuten wird der gesegnete gemeinsame Kelch gereicht. (Dies ist keine Heilige Kommunion). Es folgt ein dreimaliges Umschreiten des in der Mitte der Kirche stehenden Trautisches (als „Tanz des Jesaja“ bezeichnet). Eine ausdrückliche Erfragung des Ehewillens der Brautleute ist nur in den orthodoxen Kirchen mit slawischer Tradition üblich.

Einige Grundinformationen zur Eheschließung mit einem nichtorthodoxen Partner

Weil die orthodoxe Kirche die Krönung zu den Mysterien (Sakramenten) der Kirche zählt, kann diese nur durch einen orthodoxen Priester vollzogen werden. Insofern unterscheidet sich das orthodoxe Eheverständnis vom katholischen, wo sich die Brautleute selbst gegenseitig das Ehesakrament spenden und der Priester nur als Zeuge seiner Kirche fungiert oder vom evangelischen Eheverständnis, wo die Trauung als bloßer Segnungsgottesdienst für die Brautleute aufgefaßt wird. Insofern ist für orthodoxe Christen, auch wenn sie einen nichtorthodoxen Partner heiraten möchten, nur eine Trauung durch einen orthodoxen Priester möglich. Eine gemeinsame kirchliche Trauung, landläufig als „ökumenische Trauung“ bezeichnet, bei der die Trauriten der jeweiligen Konfessionen der Brautleute vermischt werden, ist wegen des orthodoxen Verständnisses von der heiligen Krönung als einem Sakrament der Kirche nicht möglich. Aber wenn die Brautleute es wünschen, kann ein katholischer Priester oder evangelischer Pfarrer zum orthodoxen Traugottesdienst eingeladen werden. Dort kann dieser dann an den biblischen Lesungen und den Gebeten des Gottesdienstes, z. B. beim Sprechen des „Vater unsers“, beteiligt werden. Denkbar ist auch ein Gruß- und Segenswort im Anschluss an den orthodoxen Gottesdienst. Der genaue Rahmen wird am Besten in einem Vorgespräch zwischen dem orthodoxen Priester, dem katholischen Priester oder evangelischen Pfarrer und den beiden Brautleuten verabredet.
Zusammengestellt von Thomas Zmija-Horjanyj.
© 2024 Orthodoxe Kirchengemeinden Balingen und Albstadt